Fredenbeck. 25 Jahre Bundesliga Handball in Fredenbeck – eine Ära ist jetzt zu Ende. Ein Vierteljahrhundert voller Emotionen, ein Handball-Traum, eng verbunden mit dem Namen Harald Uhding – der geschickte und umtriebige Bau-Unternehmer, dem es gelungen ist, in jahrelanger Kleinarbeit den eigentlich unmöglichen Aufstieg eines Dorfvereins in die Eliteliga des Deutschen Handballs zu verwirklichen.
Das TAGEBLATT hat nach dem Abstieg in die Regionalliga in den Archiven gestöbert und dabei Interessantes entdeckt. Harald Uhding hatte den Wandel von der kleinen Schulturnhalle in die gefürchtete „Hölle Nord“ wahr gemacht, in der sich schon mal weit über 2500 VfL-Fans drängelten, direkt am Spielfeldrand saßen und dem Gastverein gehörigen Respekt einflößten.
Auch die ganz Großen mussten sich häufiger geschlagen geben, als ihnen lieb war: THW Kiel, TuSEM Essen und Großwallstadt, alle haben sie erfahren, wozu eine Mannschaft fähig ist, wenn ein völlig euphorisches Handballdorf geschlossen hinter ihr steht.
Sogar bis ins Final-Four-Turnier des DFB-Pokals hatten sich die Fredenbecker 1995 vorgekämpft. Top-Spieler wie Christian Schwarzer oder Roger Kjendalen waren seinerzeit die Stützen des Teams. Live auf Sendung, fast immer
dabei, war Radio Schleswig-Holstein mit dem heutigen Chefsprecher Karsten Köthe – lange bevor Flensburg-Handewitt und Bad Schwartau den VfL abgelöst haben.
Sie haben ein Kapitel Geschichte geschrieben. Die „Blauen Jungs“ des VfL Fredenbeck haben alle Höhen und Tiefen der sportlichen und wirtschaftlichen Seite hinter – und zu Ende gebracht. Die unglaubliche Erfolgsstory des Handballvereins VfL Fredenbeck: 1980 spielte der VfL noch in der Regionalliga. Die Heimspiele mussten im 13 km entfernten Stade ausgetragen werden. Kurz nach dem Bau der Geestlandhalle in
Fredenbeck gelang 1981 der Aufstieg in die damals neu gegründete Zweite Bundesliga-Nord. In jener Mannschaft spielten fast ausschließlich echte Fredenbecker.
Nach der Verpflichtung des ehemaligen polnischen Nationalspielers Zbigniew Tluczynski kletterte der VfL an die Tabellenspitze. In der Saison 1987/88 wurde der VfL hinter Flensburg-Handewitt Vizemeister. In den folgenden Qualifikationsspielen gegen den TuS Schutterwald gelang schließlich der Aufstieg in die erste Bundesliga, wo „Binjo“ Tluczynski mit Anhieb Torschützenkönig wurde. Nach sechs Jahren folgte der Abstieg.
Der direkte Wiederaufstieg gelang in der Saison 1994/95 nicht, denn im Februar verletzte sich der damalige Spielmacher Roger Kjendalen. Dennoch feierte der VfL in jenem Jahr einen großen Erfolg: Im DHB-Pokal schaltete man die Erstligisten Magdeburg, Bad Schwartau, Hameln, Niederwürzbach und Nettelstedt aus. Bei der Teilnahme am Final-Four-Turnier in Hamburg unterlag man dem damaligen Erstligisten HSV Düsseldorf im Halbfinale nur mit einem Tor Differenz.
Im zweiten Anlauf gelang 1996 der Wiederaufstieg in die erste Bundesliga, doch das junge VfL-Team konnte bald nicht mehr mit den Bundesliga-Vereinen und ihren internationalen Stars mithalten. Drei Punkte fehlten am Ende zum Klassenerhalt. Neue Wege mussten gefunden werden. Das Konzept „VfL 2000″, ein Neuaufbau der Mannschaft mit jungen Spielern aus der Region. Die Zuschauer waren skeptisch, doch das Konzept ging auf. Am Ende belegte der VfL Rang acht – mit der jüngsten Mannschaft, die der VfL seit Jahren gestellt hat.
Nach der Saison 1999/2000 löste sich die Mannschaft zum größten Teil auf. Acht Spieler verließen das Team. Einen Wechsel gab es auch an der Führungsspitze. Der ehemalige VfL-Spieler Gunnar Schmidt übernahm das Ruder. Auch er setzte auf die Jugend. In der Saison 2000/01 stellte der VfL die jüngste Mannschaft in der 2. Liga. Zwei Nachwuchsspieler schafften den großen Durchbruch: Benjamin Hagen und Birger Tetzlaff.
Hagen avancierte mit 115 Toren zum drittbesten Werfer der „Blauen Jungs“. Am Ende der Saison wurde er in das All-Star-Team der 2. Liga berufen. VfL-Manager Gunnar Schmidt legte für die Saison 2002/05 fest: Wir wollen in die 1. Bundesliga. Verstärkt hatte sich der VfL mit Dennis Marinkovic und Frank Cordes. Auch Jens Westphal spielte am Kreis eine starke Saison. Am Ende der Saison fehlte dem VfL ein einziges Tor zur Meisterschaft.
In der Saison 2003/04 ging es sportlich abwärts. Ende sprang nur Rang elf heraus. Auch die Neuverpflichtungen Tihomir Knez, Tobias Skerka und Florin Luca konnten das nicht verhindern. Als im Januar 2005 Insolvenzantrag gestellt wurde, ging es sportlich bergab. Zwischen Gunnar Schmidt und der Vereinsführung kam es zum Bruch, viele Stammspieler verließen den Verein – in der Rückrunde stand nur noch eine Not-Sieben auf dem Feld.
Am letzten Spieltag hätte ein Sieg beim Tabellenvorletzten in Varel zum sportlichen Klassenerhalt gereicht. Doch als nach der 14:8-Führung Maik Heinemann, seit vielen Jahren der Kopf der Mannschaft, die Rote Karte sah, kippte das Spiel – der VfL stieg in die Regionalliga ab.
Nur zehn Tage später war der VfL wieder zurück in der 2. Bundesliga. Da mehrere Vereine aus der 1. und 2. Liga die Lizenz für die Saison 2005/06 nicht bekommen hatten, durfte Fredenbeck weiter in der 2. Bundesliga spielen.
Sportlich aber auch wirtschaftlich ist der VfL aber nie wieder richtig auf die Füße gekommen. Den Platz im Tabellenkeller konnten sie nie los werden – viel zu schnell ergaben sich VfL-Management und auch die Spieler. Ein ernsthaftes Aufbäumen bleib aus – das Ende der Ära Bundesliga.